DHL-Packstationen
Die Paket-Benachrichtigungskarte im Briefkasten ist eines der letzten Refugien des analogen Alltags. Wer die Karte und einen Ausweis vorlegt, erhält sein Paket in einer Post-Filiale oder einem DHL-Shop ausgehändigt. Diese Freiheit will das Unternehmen Deutsche Post DHL immer mehr Kunden nehmen. Mit einem ihrer diesjährigen Big Brother Awards für „Datenkraken“ macht die Bürgerrechtsorganisation Digitalcourage darauf aufmerksam.
DHL habe ihre Packstationen so umgestellt, dass man dort kein Paket mehr abholen könne ohne ein Smartphone und die Post & DHL App. Und die sendet laut Rena Tangens von Digitalcourage „ungefragt Daten an Tracking-Firmen“. Das sei illegal. Bei neueren Packstationen ohne Display „nutzt die Post jetzt für die Datenübertragung zwischen Packstation und Post-Server kackfrech das Smartphone der Kundinnen und Kunden“, heißt es in der Preisbegründung weiter. Der Abholer muss dafür eine Bluetooth-Verbindung herstellen, was einige Nutzer herausfordern, wenn nicht überfordern dürfte. Fazit von Rena Tangens: „Dieser Digitalzwang gehört besonders gerügt, denn hier schließt ein ehemaliges Staatsunternehmen Bürgerinnen und Bürger von einer wichtigen Grundversorgung aus.“
Daten von Online-Verkäufern und Bankkunden
Wer bei Ebay und anderen Plattformen mehr als 30 Verkäufe pro Jahr abwickelt oder über 2000 Euro umsetzt, teilt seit Anfang des Jahres die entsprechenden Daten mit dem Finanzamt. Die Betreiber müssen Name, Geburtsdatum, Anschrift, Steuer-Identifikationsnummer und die Bankverbindung ebenso wie die Verkaufspreise sowie Gebühren und Provisionen mit der Finanzverwaltung teilen. Das Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG) schreibt das so vor.
Den Big Brother Award begründet die Jury auch mit der langen Speicherung der Daten bei Firmen und Fiskus: „Das Gesetz verlangt also eine zehnjährige doppelte Vorratsdatenspeicherung. Und das obwohl für die meisten Privatverkäufe überhaupt keine Steuerpflicht besteht – selbst wenn sie die völlig willkürlich gesetzte Meldeschwelle überschreiten.“ Laut Einkommensteuergesetz sind nämlich private Verkäufe von „Gegenständen des täglichen Gebrauchs“ und Sachen, die älter als ein Jahr alt sind, nicht steuerpflichtig.
Videotelefonie von Zoom und Microsoft
Auch die Videodienste Zoom und Microsoft Teams werden von Digitalcourage kritisiert. Laut der Organisation seien die Dienste unsicher und würden Daten an Dritte weitergeben.
Die ungeliebten Anti-Preise werden am heutigen Freitag in Bielefeld verliehen. „Es ist uns sehr wohl bewusst, dass es auch Kund:innen gibt, für die die Nutzung der App-gesteuerten Packstationen zunächst einmal gewöhnungsbedürftig erscheinen mag“, sagt Deutsche-Post-DHL-Sprecher Stefan Heß zum stern und verweist auf „zahlreiche Zustellvarianten“. Je nach Wohnort dürfte dies aber auch längere Wege bedeuten, wenn der nächstgelegene Paketshop weiter weg ist als eine Packstation.