Position der Landesregierung
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen plant, den islamischen Religionsunterricht (IRU) an öffentlichen Schulen weiter auszubauen. Dies wurde durch eine Antwort von Schulministerin Dorothee Feller (CDU) auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Landtag bekannt. Feller betont die positiven Auswirkungen des IRU, der es jungen Musliminnen und Muslimen ermögliche, sich kritisch mit ihrer Religion auseinanderzusetzen. Der Unterricht soll Werte wie Toleranz und Pluralität vermitteln und somit identitätsstiftend wirken.
Kritik der FDP
Die FDP-Fraktion, vertreten durch die Schulpolitikerin Franziska Müller-Rech, spricht sich jedoch gegen den Ausbau des IRU aus und fordert stattdessen die Abschaffung dieses „gescheiterten Modells“. Sie schlägt vor, verpflichtenden Ethik- oder Philosophieunterricht für alle Schülerinnen und Schüler einzuführen, die nicht am christlichen oder jüdischen Religionsunterricht teilnehmen. Müller-Rech argumentiert, dass der IRU keine Integrationswirkung habe und stattdessen Parallelstrukturen schaffe.
Studien und Bedenken
Die FDP kritisiert außerdem die geringe Akzeptanz des IRU sowie Probleme wie gefälschte Lehrerlaubnisse und antisemitische Tendenzen bei Lehrkräften. Müller-Rech verweist auf eine Studie der Universität Münster, die zeigt, dass ein Fünftel der Muslime Ressentiments aufgrund von Diskriminierung verspüren, was eine Radikalisierung begünstigen könnte. Trotz dieser alarmierenden Ergebnisse hält die Landesregierung an der aktuellen Praxis fest, was von der FDP als gefährlicher Irrweg bezeichnet wird.
Struktur des Religionsunterrichts
Der islamische Religionsunterricht in NRW erfolgt „bekenntnisorientiert“, wobei eine Kommission aus Vertretern verschiedener Verbände an Lehrplänen und Materialien mitwirkt. Diese Kommission ist auch für die Erteilung der religiösen Lehrbefugnis (Idschaza) zuständig. Besonders die Rolle der Türkisch-Islamischen Union Ditib, die vom türkischen Staat gesteuert wird, steht seit der Einführung des IRU im Jahr 2012 in der Kritik.