Steigende Verteidigungshaushalte
Um den Zustand der internationalen Angelegenheiten zu bewerten, ist es hilfreich, den Geld- und Waffenfluss zu beobachten. Verteidigungshaushalte sind ein guter Indikator dafür. Ein Bericht des Stockholmer Think-Tanks SIPRI zeigt, dass 102 der 173 untersuchten Länder im vergangenen Jahr ihre Verteidigungsausgaben erhöht haben. Weltweit stiegen die Ausgaben in realen Zahlen um 6,8 % im Vergleich zum Jahr 2022, was den größten Anstieg seit 2009 darstellt.
Erhöhungen in Europa
Besonders auffällig sind die großen Ausgabensteigerungen bei den NATO-Verbündeten Amerikas in Europa, die nach einer langen Phase niedriger Ausgaben stattfanden. Ohne die USA erhöhten die NATO-Mitglieder ihre Ausgaben zwischen 2022 und 2023 um 68 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 19 % entspricht. Die Aufnahme von Finnland und Schweden in die Allianz hat die jährlichen NATO-Ausgaben um weitere 16 Milliarden Dollar erhöht.
Vergleichbarkeit der Ausgaben
Die Vergleichbarkeit dieser Zahlen gestaltet sich jedoch als komplex, da die Ausgaben für Löhne und Treibstoff in verschiedenen Ländern unterschiedlich weit reichen. Um dies zu berücksichtigen, hat The Economist die SIPRI-Schätzungen für die militärische Kaufkraftparität (PPP) angepasst. Diese Anpassungen ermöglichen einen Vergleich der Verteidigungshaushalte mit den USA, indem Löhne und Betriebskosten an die Preisniveaus der Länder angepasst werden.
Ukraine und Russland im Vergleich
Die Anpassungen zeigen, dass die Budgeterhöhungen der Ukraine (obwohl nicht das gesamte Budget) effektiver sein werden als die Russlands, auch wenn das Budget nominal langsamer wächst. Zudem ist das Geld, das die NATO-Verbündeten der USA ausgeben, bedeutender, als die Dollarzahlen vermuten lassen. Ihre jährlichen Ausgaben im Jahr 2023 betrugen nur 47,3 % der amerikanischen, jedoch angepasst für die niedrigeren Kosten 78,5 %.
Amerika bleibt führend
In der Gesamtbetrachtung gibt es keine Zweifel daran, dass die USA weiterhin deutlich mehr für Verteidigung ausgeben als jedes andere Land. Im Jahr 2023 beliefen sich die Ausgaben auf 916 Milliarden Dollar. Die 31 Verbündeten in der NATO kommen mit 434 Milliarden Dollar oder 719 Milliarden Dollar, angepasst für Kostenunterschiede, an zweiter Stelle. Obwohl die Streitkräfte der Allianz nicht einheitlich sind, ist ein Vergleich der Ausgaben mit anderen Ländern dennoch aufschlussreich. Russland und China gaben im Jahr 2023 lediglich 8 % bzw. 22 % der NATO-Gesamtausgaben aus. Nach Anpassung für die militärische Kaufkraftparität entsprechen diese Ausgaben 24 % bzw. 32 % des NATO-Budgets.