Multitalent Lehm für nachhaltigen Bau / Parlamentarische Staatssekretärin Hoffmann beim DBU-Forschungsprojekt

Der Bausektor spielt bei der grünen Transformation wegen seines hohen Energie- und Ressourcenverbrauchs eine entscheidende Rolle. Natürliche Rohstoffe wie Lehm bieten große Chancen. Zum Start eines innovativen und nachhaltigen Lehmbau-Forschungsprojekts hat die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), Dr. Bettina Hoffmann, heute (2. Mai) das Unternehmen Kimm im hessischen Wabern besucht. Sie ist Kuratorin bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt fachlich und finanziell mit rund 324.000 Euro fördert.

Nachhaltiges Bauen braucht kluge Köpfe und Ideen

Der Baubereich ist derzeit für rund ein Drittel des Energieverbrauchs und mehr als 50 Prozent des Abfallaufkommens verantwortlich. „Wie wir in Zukunft bauen und wohnen spielt mit Blick auf einen nachhaltigen Wandel eine entscheidende Rolle“, sagte Hoffmann bei der Übergabe des DBU-Förderbescheids. „Klimawandel und Ressourcenknappheit machen es erforderlich, effizienter und nachhaltiger zu werden. Dafür brauchen wir kluge Köpfe und Ideen, die sich in der Baupraxis bewähren.“

Lehm als Multitalent für nachhaltigen Bau

Einen wichtigen Beitrag können nach ihren Worten natürliche und nachwachsende Rohstoffe mit geringem Primärenergieeinsatz leisten. „Lehm ist ein Multitalent. Als Baumaterial reguliert er Klima und Feuchtigkeit in Innenräumen, schont Ressourcen und ist unbegrenzt wiederverwendbar. Die Materialien sind regional verfügbar und der ökologische Fußabdruck liegt im grünen Bereich“, so die DBU-Kuratorin. Wegen dieser Qualitäten erfahre Lehm seit Jahren einen Aufschwung.

Forschungsvorhaben untersucht ökologisch-wirtschaftliche Alternative zu üblichen Mauerwerksteinen

Zudem ist mit Erscheinen der DIN-Norm 18940 im Juni 2023, die Anwendung von tragendem Lehmsteinmauerwerk bis einschließlich Gebäudeklasse 4 zulässig. Dazu zählen Gebäude, die maximal 13 Meter hoch sind. Eine Hürde gibt es dennoch: „Für den Neubau stehen aktuell keine tragenden Lehmsteine zur Verfügung“, sagt Kimm-Geschäftsführer Stefan Kimm-Friedenberg. Bisher kommen Lehmsteine nach seinen Worten nur kleinformatig vorwiegend im Denkmalschutz zum Einsatz.

Kimm-Friedenberg: „Die bisherigen manufakturartigen Herstellungsweisen sind zu zeit- und kostenintensiv, um wirtschaftlich im Vergleich zu industriell hergestellten Kalksandsteinen konkurrenzfähig zu sein.“ Deshalb entwickelte der Betrieb die Idee, in einem Forschungsvorhaben eine mögliche industrielle Herstellung von großformatigen Lehmsteinen für tragendes Mauerwerk bei gleichbleibender Produktqualität nachzuweisen. „Mit den formgepressten Lehmsteinen wollen wir eine wirtschaftliche und ökologische Alternative zu den etablierten Mauerwerksteinen aus Ziegel, Kalksandstein und Beton anbieten“, so Kimm-Friedenberg.

Formpressverfahren der Kalksandsteinindustrie soll bei der Produktion von Lehmsteinen helfen

Das Unternehmen produziert und liefert Gesteinskörnungen, Betonwaren sowie Kalksandsteine und verwendet Sande und Kiese aus der Region. Beim Forschungsprojekt soll nun das Formpressverfahren der Kalksandsteinindustrie auf die Produktion von Lehmsteinen übertragen werden. „Wir wollen die Vorteile des industriellen Herstellungsverfahrens nutzen und gleichzeitig die positiven Eigenschaften von Lehm als Baumaterial erhalten“, so Kimm-Friedenberg. Das Forschungsprojekt soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein.

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