Expert:innen zeigen Wege aus der German Digitalisierungsangst

Digitalisierungsfachleute haben auf dem Roundtable-Event der Online-Großhandelsplattform Faire in Berlin diskutiert, wie digitale Chancen in Deutschland sichtbarer und einfacher zugänglich gemacht werden können. Das Event stand unter dem Motto „Hat Deutschland eine Digitalallergie?“ und alle Teilnehmenden stammen aus stark analog geprägten Branchen wie dem unabhängigen Einzelhandel, der Logistik, dem behördlichen Umfeld oder dem Baugewerbe.

Aktuelle Digitalisierungs-Lage in Deutschland

Barbara Engels, Senior Economist des Instituts der deutschen Wirtschaft, gab in einem Impulsvortrag einen Überblick zur aktuellen Digitalisierungs-Lage der Nation. Der von dem Wirtschaftsforschungsinstitut erhobene Digitalisierungsindex zeigt, dass nach dem Corona-Digitalisierungsschub die Digitalisierung in Deutschland nun stagniert. Zwischen den Branchen gibt es große Unterschiede. Während die Informations- und Kommunikationstechnologie und der Fahrzeugbau das Ranking anführen, weil letzterer beispielsweise von einer starken digitalen Forschung profitiert, landen Verkehr und Logistik nur auf Platz sieben. Der Handel bildet mit Platz neun und das sonstige produzierende Gewerbe, zu dem auch die Bauwirtschaft gehört, mit Platz zehn das Schlusslicht. Diese Branchen sind stark analog geprägt.

Gründe für die Digitalisierungsangst

Eine von Faire beauftragte Studie des IFH Köln ergab, dass über 60 Prozent der befragten Einzelhändler:innen keinen Digitalisierungsbedarf sehen oder die Digitalisierung aus Überforderung scheuen. „Zunächst ist die Unbekanntheit der digitalen Möglichkeiten ein Problem“, sagt Frederik Reim, Country Lead Germany bei Faire. „In Gesprächen mit Einzelhändler:innen haben wir jedoch erfahren, dass sie sich auch bei genug Wissen schwer tun, aus dem traditionellen Habitus auszubrechen. Das liegt an einer Skepsis gegenüber der Einfachheit digitaler Angebote. Gerade im unabhängigen Einzelhandel gibt es viele Geschäftsrisiken und aufwendige Prozesse, die wir beispielsweise durch kostenlose Rücksendungen, ein 60-Tage-Nettozahlungsziel oder Unterstützung bei Zöllen mildern. Dass es auf einmal so einfach gehen soll, verunsichert Einzelhändler:innen oft.“

„Wir erfahren ebenfalls sehr viele Hemmnisse aus einer Unbekanntheit, einer Unerfahrenheit mit dem digitalen Weg heraus“, bestätigt Julia Wadehn, Co-Günderin von Novo. Mit ihrem Unternehmen unterstützt sie Eigentümer:innen bei der energetischen Gebäudesanierung durch die Möglichkeit, Daten selbst zu erfassen und so einfach und schnell einen Sanierungsplan zu erhalten und Förderanträge stellen zu können. „Viele unserer Kund:innen suchen, nachdem ihnen unser Angebot vorliegt, doch noch den persönlichen Kontakt über das Telefon. Zum einen, weil sie es im Umgang mit der Baubranche so gewohnt sind und zum anderen, weil sie sich unsicher sind, ob sie alles richtig machen.“

Wege aus der Digitalisierungsangst

Um die Digitalisierungsangst zu überwinden, empfehlen die Expert:innen, dass Unternehmen sich intensiv mit den digitalen Möglichkeiten auseinandersetzen und sich gegebenenfalls Unterstützung von externen Dienstleistern holen. Es sei wichtig, dass Unternehmen die Vorteile der Digitalisierung für sich und ihre Kunden erkennen und sich nicht von der vermeintlichen Komplexität abschrecken lassen. Auch eine bessere Aufklärung und Schulung der Mitarbeiter:innen könne dazu beitragen, die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert