Russlands Wissenschaft: Zwischen Flucht und Anpassung

Einleitung

Nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs haben viele Menschen Russland verlassen, darunter auch Hunderte von Wissenschaftlern. Diejenigen, die geblieben sind, stehen unter großem politischen Druck und müssen sich anpassen, um Karriere zu machen. Doch wie steht es um die Forschung in Russland?

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Bildung und Wissenschaft im größten Land der Welt stark beeinträchtigt. Millionen Ukrainer wurden zur Flucht gezwungen und auch Hunderttausende gut ausgebildete Menschen aus Russland wurden vertrieben. Der Dekan der Wirtschaftsfakultät der Moskauer Lomonossow-Universität, Alexander Ausan, beklagt, dass das Land solche Verluste noch nie erlitten hat. Um den Aderlass an menschlichem Kapital auszugleichen, seien mindestens sieben bis zehn Jahre nötig, so der renommierte Wirtschaftswissenschaftler.

Flucht von Wissenschaftlern

Zu den Fachkräften, die ins Ausland gezogen sind, zählen IT-Spezialisten, Manager, Journalisten, aber auch Wissenschaftler und Dozenten. Das internationale akademische Netzwerk Scholars at Risk hat seit Kriegsbeginn mehr als 200 russische Forscherinnen und Forscher aus dem Land geholt. Die Humboldt-Stiftung hat sechs gefährdeten Wissenschaftlern nach Kriegsbeginn eine Förderung in Deutschland ermöglicht. Tausende namhafte Gelehrte haben darüber hinaus selbstständig die Flucht angetreten, weil sie mit dem Krieg nicht einverstanden waren oder Angst haben mussten, für die Front mobilisiert zu werden.

Beispiel Maria Falikman

Maria Falikman, eine der renommiertesten Psychologinnen Russlands, hat im vergangenen Jahr ihre Stelle an der Moskauer Higher School of Economics (HSE) aufgegeben und ist in die USA gezogen. Sie begründet ihre Entscheidung damit, dass sie es schwer fand, in Russland zu bleiben unter der verstärkten Propaganda und dem steigenden ideologischen Druck. Vier der neun Laborleiter der HSE aus dem Fach Psychologie sind ebenfalls emigriert.

Ursachen des Exodus

Der Exodus hat verschiedene Ursachen. Der Krieg hat tiefe Löcher in die Finanzierung gerissen, die Realausgaben für Wissenschaft und Forschung sind in diesem Jahr um ein Drittel gesunken. Die Anschaffung von Anlagen und Labormaterialien ist erschwert. Die Sanktionen isolieren russische Wissenschaftler zudem, die nun weder in internationalen Fachzeitschriften publizieren noch auf die Ergebnisse ihrer Kollegen zurückgreifen können. Einige sind daher einfach wegen der fehlenden Perspektive in Russland ausgereist. Andere fliehen vor realer Verfolgung und politischer Unterdrückung.

Politischer Einfluss auf die Wissenschaft

Die HSE ist ein Musterbeispiel für den Einfluss der Politik auf die Wissenschaft. Seit ihrer Gründung 1992 galt sie als eine der führenden Wirtschaftshochschulen Russlands. Doch seit einigen Jahren ist die Schule unter politischen Druck geraten. Einige Dozenten wurden entlassen oder haben gekündigt, weil sie sich nicht den politischen Vorgaben beugen wollten. Diejenigen, die geblieben sind, müssen sich anpassen, um Karriere zu machen.

Fazit

Der Ukraine-Krieg hat die Wissenschaft in Russland stark beeinträchtigt. Viele gut ausgebildete Menschen haben das Land verlassen, was zu einem erheblichen Verlust an menschlichem Kapital geführt hat. Diejenigen, die geblieben sind, stehen unter großem politischen Druck und müssen sich anpassen, um Karriere zu machen. Die Zukunft der Wissenschaft in Russland bleibt ungewiss.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert