EU-Kommission sieht Europa nach Energiepreisschock im Aufwind

Die EU-Kommission hat laut ihrer Frühjahrsprognose vom Montag Europa nach dem Energiepreisschock im Ukraine-Krieg wieder im Aufwind gesehen. Die Eurozone wird in diesem Jahr voraussichtlich um 1,1 Prozent und die EU um 1,0 Prozent wachsen, was etwas mehr ist als im Februar vorhergesagt. Deutschland hinkt mit 0,2 Prozent hinterher.

Positive Prognose für Ukraine

Die Prognose für die Ukraine fiel überraschend positiv aus. Der Jahresbeginn sei in Europa besser ausgefallen als erwartet, erklärte die Kommission. Niedrigere Energiepreise, stabilere Lieferketten und ein starker Arbeitsmarkt hätten Befürchtungen einer Rezession zerstreut. Die Wirtschaft des von Russland angegriffenen Landes habe sich als „ungemein widerstandsfähig“ erwiesen, sagte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Die EU-Kommission erstellte für das Kandidatenland erstmals eine Konjunkturprognose. Nach einem Einbruch um rund 29 Prozent im vergangenen Jahr werde die ukrainische Wirtschaft „in diesem Jahr voraussichtlich um 0,6 Prozent und 2024 um 4,0 Prozent wachsen“.

Europäische Wirtschaft dämpft negative Auswirkungen des russischen Angriffskriegs

Die EU-Kommission betonte, dass die europäische Wirtschaft die negativen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine eindämmen konnte und die Energiekrise bewältigt hat. Die Versorgung wurde rasch diversifiziert und der Gasverbrauch erheblich gesunken. Die deutsche Wirtschaft erhole sich „zunehmend von dem Energiepreisschock“, sagte Gentiloni. Er sieht die Aussichten aber unter anderem wegen der langen Gas-Abhängigkeit von Russland zurückhaltender als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Steigende Preise bleiben ein Thema für Verbraucher und Unternehmen

Die steigenden Preise bleiben nach Ansicht der Kommission ein Thema für Verbraucher und Unternehmen. Sie rechnet in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Inflation von 5,8 Prozent in der Eurozone und sogar 6,8 Prozent in Deutschland. „Die Kerninflation bleibt auf einem anhaltend hohen Niveau, was die Kaufkraft der Menschen schmälern, das Investitionswachstum bremsen und den Zugang zu Krediten einschränken könnte“, erklärte Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis. Erst im Laufe dieses Jahres dürfte die Inflation allmählich zurückgehen.

Ausblick auf die Konjunktur

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte Ende April für 2023 ein Wachstum von 0,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) vorhergesagt, 0,2 Prozentpunkte mehr als nun die Kommission. Erst 2024 rechnet die Kommission wieder mit einem Anziehen der deutschen Konjunktur um 1,4 Prozent. Die 20 Länder der Eurozone sollen im gleichen Zeitraum mit 1,6 Prozent etwas kräftiger wachsen, die gesamte EU mit ihren 27 Mitgliedsländern können demnach im kommenden Jahr mit 1,7 Prozent rechnen.

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