Die Präsidentschaftswahl in der Türkei könnte in zwei Wochen in eine Stichwahl zwischen den beiden Hauptkonkurrenten münden. Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu äußerte sich nach der Auszählung fast aller Stimmen am frühen Montag zuversichtlich, dass er die zweite Runde gewinnen werde. Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan betonte vor seinen Anhängern in Ankara seine „klare Führung“, zeigte sich aber ebenfalls bereit für eine Stichwahl.
Ergebnisse der Wahl
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden über 96 Prozent der Stimmen ausgezählt. Präsident Erdogan erreichte demnach knapp unter 50 Prozent, während Kilicdaroglu auf 44,9 Prozent kam. Zu Beginn des Abends lag Erdogan noch bei 54,3 Prozent, was aber vor allem auf die Auszählung von Stimmen aus seinen Hochburgen zurückzuführen war. Der dritte Kandidat Sinan Ogan erreichte laut Anadolu etwa fünf Prozent der Stimmen.
Mögliche Stichwahl
Um Präsident zu werden, muss ein Kandidat im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommen. Falls dies keinem der Kandidaten gelingt, treten die beiden Erstplatzierten in zwei Wochen in einer Stichwahl gegeneinander an. Es wäre die erste Stichwahl in der Geschichte der Türkei. Ogan sagte am Wahlabend, dass er im Falle einer Stichwahl eine schwierige Zeit erwarte, ohne sich jedoch zu einem der beiden verbliebenen Kandidaten zu bekennen.
Reaktionen der Kandidaten
Erdogan betonte in seiner Rede in der Nacht zu Montag, dass er eine „klare Führung“ gegenüber Kilicdaroglu habe. Er respektiere jedoch die Wahl und werde auch die nächste Wahl respektieren. Kilicdaroglu zeigte sich am Montag siegesgewiss und betonte, dass der Wille der Gesellschaft zur Veränderung höher als 50 Prozent liege. Kilicdaroglus Lager hatte zunächst an der Stimmauszählung gezweifelt und wähnte seinen Kandidaten in Führung. Der Bürgermeister von Istanbul und Parteifreund Kilicdaroglus, Ekrem Imamoglu, warf dem Regierungslager vor, die Zahlen zu manipulieren.
