Robert Habeck kämpft um mehr als seinen Ruf – Leitartikel von Jörg Quoos, Herausgeber der Berliner Morgenpost

Als empathischer Kumpeltyp, der sich aufmacht, die Welt zu retten, hat Robert Habeck einst die Beliebtheitsrankings unter den Spitzenpolitikern angeführt. Doch als Wirtschaftsminister hat er nun eine ganz andere Seite gezeigt: den gnadenlosen Rausschmeißer. Vor den Kameras hat er seinen bisher wichtigsten Mitarbeiter öffentlich entlassen – eine politische Blitz-Exekution.

Gründe für die Entlassung

Die Entlassung erfolgte aufgrund von Vorwürfen, dass der Mitarbeiter 600.000 Euro Förderung für eine Organisation bewilligt hatte, in der seine Schwester im Vorstand saß. Doch es geht für Habeck um mehr als nur diese Vorwürfe. Die Kritik an ihm und seinem Ministerium reißt nicht ab. Die Wut über das Heizungsgesetz, der grüne Filz und die politische Sprunghaftigkeit belasten ihn schwer.

Brandschutzmauer

Die Entlassung seines Staatssekretärs ist Habecks Brandschutzmauer, damit er nicht selbst verbrennt. Das Festhalten an Graichen war nicht klug, das hat er spät eingesehen. Die Art und Weise dieses öffentlichen Rauswurfs durch den Minister persönlich ist auch als unmissverständliche Botschaft an grüne Amigos im eigenen Haus gedacht: Wer mich oder mein Ministerium in Verruf bringt, der fliegt.

Zukünftige Herausforderungen

Ob es noch rechtzeitig war und wie viel „family and friends“ noch im Ministerium steckt, werden die nächsten Wochen zeigen. Nicht nur die Leitung des Hauses nimmt die Vorgänge genau unter die Lupe, sondern auch die Medien. Habeck hat diese Gefahr erkannt und arbeitet mit Mitteln, die man bei heiklen Lagen von anderen Parteien kennt. Möglichst viel mauern, Presseanfragen selektiv beantworten und nur allernötigste Antworten geben.

Einflüsterer schaden mehr als sie helfen

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Habeck auch ein Opfer seiner vielen Einflüsterer ist. Doch sie schaden ihm mehr, als dass sie ihm helfen. Habeck sollte wieder auf sein Bauchgefühl hören, das ihn weit gebracht hat. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Habeck seine Wirkungsmacht zurückgewinnen kann.

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