Das Friedensforschungsinstitut Sipri hat bekannt gegeben, dass die Zahl der weltweit einsatzbereiten Atomsprengköpfe im vergangenen Jahr gestiegen ist. Besonders China hat seinen Lagerbestand von 350 auf 410 Sprengköpfe erhöht. Auch Indien, Pakistan, Nordkorea und Russland haben ihre Lagerbestände erhöht, während die USA, Frankreich, Israel und Großbritannien unverändert blieben. Russland und die USA besitzen nach wie vor fast 90 Prozent aller Atomwaffen weltweit.
Investitionen in Atomwaffen gestiegen
Nach Angaben der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) haben die neun atomar bewaffneten Staaten im vergangenen Jahr rund 83 Milliarden US-Dollar in ihre Bestände investiert – die Hälfte davon entfiel auf die USA. Chinas Ausgaben betrugen 11,7 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Russland mit 9,6 Milliarden US-Dollar. Beide Länder steigerten ihre Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent. Der größte Sprung wurde in Indien verzeichnet, wo sich die Investitionen in Atomwaffen um fast 22 Prozent erhöhten. Die Atommächte haben mit Waffenproduktionsfirmen Verträge im Gesamtwert von 278,6 Milliarden US-Dollar abgeschlossen – viele davon haben eine Laufzeit bis 2040.
Ende des Rückgangs der Nuklearwaffen?
Obwohl die Gesamtzahl der nuklearen Sprengköpfe im Besitz der neun Atommächte im vergangenen Jahr von 12.710 auf 12.512 zurückging, sagte Sipri-Direktor Dan Smith: „Wir nähern uns dem Ende eines langen Zeitraums der weltweit zurückgehenden Zahl von Nuklearwaffen oder haben es sogar schon erreicht.“ Auch der aktuelle Ican-Bericht zu den Investitionen in Atomwaffen bestätigt diesen Trend nicht, da die Ausgaben der neun Atommächte das dritte Jahr infolge anstiegen.
Diplomatische Bemühungen zur Atomwaffenkontrolle und -abrüstung abgenommen
Nach Angaben der Sipri-Forscher nahmen seit der russischen Invasion in der Ukraine diplomatische Bemühungen zur Atomwaffenkontrolle und -abrüstung ab. Russland hatte im Februar angekündigt, seine Beteiligung am 2010 abgeschlossenen Atomwaffen-Kontrollvertrag New Start zu beenden.
Der Lagerbestand bezeichnet die „nutzbaren Atomwaffensprengköpfe und diese Zahlen beginnen leicht zu steigen“, sagte Sipri-Direktor Dan Smith. Die Zahl lag im vergangenen Jahr bei 9576, das waren 86 mehr als im Vorjahr. Die Zahl sei aber noch weit entfernt von den mehr als 70.000 während der 1980er Jahre, betonte Smith. Sipri unterscheidet bei seinen Recherchen zwischen einsatzbereitem Lagerbestand und Gesamtbestand. Zu letzterem gehören auch ältere Atomwaffen und solche, die für den Rückbau bestimmt sind.