Missstände auf Plantagen
In Kolumbien zeigen aktuelle Berichte, dass auf mehreren Kaffee-Plantagen systematisch gegen internationale Arbeits- und Sozialstandards verstoßen wird. Diese Informationen stammen aus einer Untersuchung der brasilianischen Organisation „Repórter Brasil“, die vor der offiziellen Veröffentlichung an die Öffentlichkeit gelangten.
Reaktionen der Zertifizierungsorganisationen
Auf Anfragen des ARD-Politikmagazins haben die Zertifizierungsorganisationen Fairtrade und Rainforest Alliance angekündigt, die betroffenen Plantagen zu überprüfen. Medienberichte aus verschiedenen Ländern, darunter Spanien und Italien, berichten ebenfalls über die Ergebnisse dieser Untersuchung.
Zertifizierungen und ihre Herausforderungen
Einige der betroffenen Plantagen sind über Kooperativen in Zertifizierungsprogramme wie Fairtrade und Rainforest Alliance eingebunden. Zudem zeigen Fotos von „Repórter Brasil“, dass einige Plantagen mit Siegeln wie 4C und C.A.F.E. Practices, dem Ethik-Label von Starbucks, werben. Aufgrund komplexer Lieferketten ist jedoch oft unklar, ob der Rohkaffee dieser Plantagen an namhafte Unternehmen wie Nestlé, Tchibo oder Starbucks verkauft wurde.
Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter
Im Rahmen der Untersuchung besuchte die NGO zusammen mit „Voces por El Trabajo“ mehrere Farmen in den Regionen Antioquia und Huila. Die Gespräche mit Arbeitern, darunter viele Migranten aus Venezuela, offenbarten lange Arbeitstage ohne offizielle Arbeitsverträge. Auf der Farm La Arboleda beispielsweise beginnt die Ernte um 6:30 Uhr und endet mit Sonnenuntergang. Auf der Farm San Fernando verdienen die Arbeiter lediglich 32.000 Pesos pro Tag, was weniger als 7 Euro entspricht. Der monatliche Mindestlohn in Kolumbien liegt bei etwa 1,4 Millionen Pesos, also rund 300 Euro.
Fehlende Arbeitsverträge und informeller Sektor
Laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) aus dem Jahr 2022 arbeiten 85 Prozent der Beschäftigten im informellen Sektor und haben somit keinen Arbeitsvertrag. Paola Campuzano, Projektkoordinatorin der ILO in Kolumbien, wird in dem Bericht mit den Worten zitiert, dass es trotz einer fast 300-jährigen Geschichte des Kaffeesektors in Kolumbien immer noch an fairen Arbeitsbedingungen für die Produzenten und Pflücker mangele.
Kaffeeproduktion in Zahlen
Kolumbien ist der drittgrößte Kaffeeproduzent weltweit, nach Brasilien und Vietnam. Im vergangenen Jahr wurden nahezu 14 Millionen Säcke Rohkaffee (jeweils 60 kg) geerntet.