Am Landgericht Oldenburg beginnt am Mittwoch der zweite Prozess innerhalb weniger Wochen gegen ehemalige Mitarbeiter des Möbelhändlers Steinhoff, die wegen Bilanzfälschung angeklagt sind. Vor fünfeinhalb Jahren wurden Bilanzmanipulationen bei Steinhoff aufgedeckt, die dazu führten, dass mehrere Milliarden Anlagevermögen verschwanden und Anleger in aller Welt Geld verloren.
Unrichtige Darstellungen in Firmenbilanzen sind strafbar
Im aktuellen Prozess geht es um die unrichtige Darstellung der Firmenbilanzen, die nach Paragraf 331 des Handelsgesetzbuches strafbar ist. Ein ehemaliger Geschäftsführer von europäischen Steinhoff-Gesellschaften soll von 2010 bis 2014 in fünf Fällen die Finanzlage unrichtig dargestellt haben. Ein anderer ehemaliger Geschäftsführer soll dazu Beihilfe geleistet haben.
Bilanzen wurden durch „schwer nachvollziehbare Scheingeschäfte“ aufgehübscht
Die Bilanzen wurden laut Gerichtsangaben durch „schwer nachvollziehbare Scheingeschäfte“ aufgehübscht. Das Anlagevermögen von Ablegern des Möbelkonzerns mit Wurzeln in Westerstede in Niedersachsen sei überhöht bewertet worden. Zwischen den Tochterfirmen seien angebliche Vermögenswerte hin und her geschoben worden. Dies verschleierte nach Auffassung der Anklage Verluste in Europa.
Prozess gegen ehemaligen Steinhoff-Vorstandschef Markus Jooste
Seit Mitte April läuft in Oldenburg bereits ein abgetrennter Prozess gegen den ehemaligen Steinhoff-Vorstandschef Markus Jooste aus Südafrika. Er soll die anderen Manager zu den Manipulationen angestiftet haben. Jooste erschien aber nicht zum Prozess, worauf die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl beantragte. Die Entscheidung des Gerichts dazu steht noch aus. Mit Jooste angeklagt war ein 72-jähriger Treuhänder. Das Verfahren gegen ihn wurde gegen Zahlung einer Geldauflage vorläufig eingestellt.
Auswirkungen auf Anleger
Der aktuelle Prozess gegen die ehemaligen Steinhoff-Mitarbeiter soll klären, wer wie bei den Bilanzmanipulationen getrickst hat. Es geht jedoch nicht um das verlorene Geld der Anleger, sondern um die strafbare unrichtige Darstellung der Firmenbilanzen. Die Auswirkungen der Bilanzfälschungen auf Anleger sind jedoch erheblich, da sie durch die Manipulationen Geld verloren haben.
Ausblick
Das Verfahren gegen Markus Jooste wird voraussichtlich bis April 2023 laufen. Das Landgericht Oldenburg hat bereits im November 2022 einen Überblick über die verschiedenen Verfahren im Zusammenhang mit den Bilanzmanipulationen bei Steinhoff veröffentlicht.