Etwa jeder Fünfte in Deutschland war im Jahr 2022 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das entspricht rund 17,3 Millionen Menschen oder 20,9 Prozent der Bevölkerung. Dies geht aus ersten Ergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) des Statistischen Bundesamtes hervor.
Armut und soziale Ausgrenzung
Ein Mensch gilt in der EU als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutrifft:
- Das Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze
- Der Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen
- Die Person lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung
Auf manche Betroffene trifft nur eine der Bedingungen zu, bei anderen können es auch alle drei sein, so das Bundesamt.
Armutsgefährdung
Als armutsgefährdet gilt jemand, der über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im Jahr 2022 waren etwa 12,2 Millionen Menschen oder 14,7 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Im Vergleich zum Vorjahr (16 Prozent) ist die Armutsgefährdungsquote gesunken.
Materielle und soziale Entbehrung
Im Jahr 2022 waren 5,1 Millionen Menschen oder 6,1 Prozent von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen. Das bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln deutlich eingeschränkt waren. Sie waren beispielsweise nicht in der Lage, Rechnungen für Miete oder Hypotheken zu zahlen, abgewohnte Möbel zu ersetzen oder einmal im Monat im Freundeskreis oder mit der Familie etwas essen oder trinken zu gehen.
Erwerbsbeteiligung
Etwa 9,7 Prozent der Bevölkerung unter 65 Jahren oder 6,1 Millionen Menschen in Deutschland lebten im Jahr 2022 in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbsbeteiligung. Das heißt, die Haushaltsmitglieder waren insgesamt sehr wenig oder nicht in den Arbeitsmarkt eingebunden.
Vergleich mit anderen Ländern
Eine vollständige EU-weite Vergleichbarkeit war aufgrund mangelnder Daten zunächst nicht möglich. Allerdings waren 2022 in Finnland die wenigsten Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht (16,3 Prozent).