Demokratische Kräfte sollten offensiv die verbale Auseinandersetzung mit der AfD suchen
Der Politikprofessor Johannes Varwick von der Universität Halle fordert einen neuen Ansatz im Umgang mit der AfD. Bisherige Strategien der Abgrenzung und des Ignorierens hätten nicht funktioniert, wie die Umfragewerte zeigen, so Varwick in einem Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Stattdessen sollten demokratische Kräfte eine klare Kante gegenüber der AfD zeigen und die verbale Auseinandersetzung suchen.
Sechs Thesen für einen Umgang mit der AfD
Varwick hat sechs Thesen aufgestellt, wie man mit der AfD umgehen sollte. Einerseits betont er, dass Toleranz gegenüber Andersdenkenden auch gegenüber der AfD und ihren Anhängern gelte. Gleichzeitig dürfe man eine Partei, die rechtsextremistische Positionen dulde und fördere, nicht als normale politische Kraft behandeln. Dies müsse in jeder Debatte deutlich werden. Eine Zusammenarbeit mit der AfD in Form einer Koalition oder der gemeinsamen Wahl von Amtsträgern sei ausgeschlossen.
Sachentscheidungen unabhängig von der AfD treffen
Varwick betont jedoch auch, dass es bei einzelnen Sachentscheidungen in Städten und Gemeinden kaum begründbar sei, allein deshalb dagegen zu sein, nur weil die AfD dafür sei. Selbstbewusstsein von Demokraten brauche keine Brandmauern, sondern klare Kante, den Mut zur offenen Auseinandersetzung und den Glauben an die Kraft des eigenen Arguments. Damit könne man viele Argumente der AfD „entzaubern“, die einfach nicht tragfähig seien.
Offensives Werben um demokratische Positionen
Varwick hofft, dass andere Parteien durch ein offensives Werben um demokratische Positionen zumindest einen Teil der Wähler von der AfD zurückgewinnen können. Die Zeit dafür dränge, vor allem mit den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung
