Marieke Reimann über den Osten

Rückzug aus der Chefredaktion

Marieke Reimann wird zum Jahresende ihre Position als Zweite Chefredakteurin des SWR aufgeben. In einem Interview mit dem Magazin journalist äußert sie sich zu ihrer Entscheidung und den Herausforderungen, die sie in ihrer Rolle erlebt hat.

Klischees und Vorurteile

Reimann spricht offen über die Klischees, die ihr als Ostdeutsche in westdeutschen Redaktionen begegnen. Sie berichtet von Erfahrungen, in denen Kolleg*innen ostdeutsche Eigenschaften nachgeäfft haben. Besonders besorgniserregend findet sie das weit verbreitete Nichtwissen über ostdeutsche und osteuropäische Kulturen, das selbst in Führungsetagen zu beobachten ist. Ihrer Meinung nach liegt der Fokus der überregionalen Medien oft auf transatlantischer Berichterstattung.

Wandel der Berichterstattung

Im Laufe der Jahre hat sich das Bild der ostdeutschen Bevölkerung in den Medien verändert. Reimann erinnert sich an die frühen 90er Jahre, als Begriffe wie Aufschwung und Modernisierung häufig verwendet wurden, um Ostdeutschland zu beschreiben. Damals galten die Menschen dort als mutig und selbstbewusst. Ab Mitte der 90er Jahre habe sich jedoch die Wahrnehmung gewandelt, und Ostdeutsche wurden zunehmend als unzufrieden und leidend dargestellt.

Unterrepräsentation in Medien

Reimann ist die einzige ostdeutsche Chefredakteurin bei einem westdeutschen Sender. Sie weist darauf hin, dass nur acht Prozent der Führungspositionen in deutschen Medien von Personen mit ostdeutscher Biografie besetzt sind. Dies sieht sie als ein Armutszeugnis nach 35 Jahren seit dem Mauerfall.

Fokus auf Strukturarbeit

In ihrer Rolle als Zweite Chefredakteurin hat Reimann viel strukturierte Arbeit geleistet, jedoch nicht genug Gelegenheit gefunden, eng mit anderen Redakteur*innen und Formaten im SWR zusammenzuarbeiten. Dies wird als besonders wichtig erachtet, da rechtsextreme Strömungen weltweit an Einfluss gewinnen.

Interview und weitere Informationen

Das vollständige Interview mit Marieke Reimann ist in der aktuellen Diversity-Ausgabe des Magazins journalist zu finden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert